Mit ihren melancholischen Augen und dem bunten Federkleid gelten Papageitaucher als die Clowns der Ornithologie – putzig, süß, fotogen. Lecker sind sie auch. Puffins, so der englische Name der taubengroßen Spezies, leben in Scharen an den zerklüfteten Steilküsten unterm Nordpolarkreis und ernähren sich vor allem von proteinreichen Sand-Aalen. Die bunten Vögel werden von den Isländern zu Hunderten mit großen Keschern gefangen, geschlachtet und in die Räucherkammer gehängt. Lilarot sieht ihr Brustfleisch danach aus, das wild und würzig schmeckt: eine Delikatesse. ![]() Island ist Teil der subpolaren Klimazone. Insbesondere bei längeren Aufenthalten in der freien Natur gehen von plötzlichen Wetterumschwüngen und. Typischerweise wird Papageitaucher kalt aufgetischt, als Vorspeise eines zünftigen nordischen Abendmahls. Island, ungefähr so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen, erlebt zurzeit einen nie da gewesenen Touristenboom. Das liegt zum einen am Fußballteam des Landes, das im Sommer 2016 bei der Europameisterschaft in die Welt mit seinem kultigen Wikinger-Huh-Jubel für die Insel begeisterte. Zum anderen ist für den Boom die Geografie verantwortlich., nördlichste Hauptstadt der Welt, bietet sich auf den Flugrouten von Europa nach Nordamerika als bequemer Zwischenstopp und Umsteige-Hub an. Jährlich landen mittlerweile an die 1,8 Millionen Menschen auf der Vulkaninsel, mehr als dreimal so viele wie noch 2010. Angesichts einer Einwohnerzahl von nur 336.000 ist das eine sensationell hohe Zahl. Auf deutsche Verhältnisse übertragen entspräche das 440 Millionen ausländischen Gästen im Jahr. Island Währung![]() Die Wikinger-Schlachtplatte ist berüchtigt Der Siegeszug der skandinavisch-nordischen Küche hat in den vergangenen Jahren den Ansturm auf alles Isländische zusätzlich angefeuert. Es hat sich nämlich herumgesprochen, dass man im vorzüglich speisen kann – im Februar 2017 erkochte sich das Restaurant „Dill“ in Reykjavík mit seiner modern interpretierten Lokalkost sogar den ersten isländischen -Stern der Geschichte. Wobei man klar sagen muss, dass Islands Kulinarik köstlich und delikat sein kann, aber sie ist auch gewöhnungsbedürftig und erfordert vom Gast eine gewisse Kaltblütigkeit. Natürlich spielt beim Essen auf Island das Meer die Hauptrolle. Fischfang war bis vor einigen Jahren der wichtigste Wirtschaftszweig. Rund um die Insel bevölkern Kabeljau und Schellfisch, Seelachs, Rotbarsch, Hering, Makrele, Lodde, Scholle und Schalentiere aller Art die saubere See. Seit der Jahrtausendwende gedeihen die Fische sogar auf dem Land, weil die findigen Isländer auf Aquakultur setzen und in enormen Tanks Seesaibling züchten, einen Kollegen von Lachs und Forelle. Die grünen Täler werfen in den wärmeren Monaten wiederum Beeren, Pilze, essbare Flechten und Moose ab sowie Rüben, Kohl, Kartoffeln. Tomaten und andere südliche Gemüse gedeihen in Treibhäusern. Das berühmt-berüchtigte Islandbuffet, eine Art Wikinger-Schlachtplatte, nennen Isländer thorramatur. Dieses „Thor-Mahl“ ist traditionell eine fisch- und fleischreiche Angelegenheit für die Wintermonate und auf den ersten Blick irgendwo zwischen Monstrositäten-Kabinett und kulinarischer Folterkammer angesiedelt. Wie modrige Schillerlocke Da ist zum Beispiel hàkarl, fermentierter Haifisch. Das Zeugs riecht derart intensiv (man könnte auch sagen: unangenehm), dass es in Reykjavíks zünftigem Restaurant „Íslenski Barinn“ in kleinen, hermetisch verschließbaren Einmachgläsern an den Tisch des Gastes kommt. ![]() Optisch erinnert hàkarl an zartrosa Tofuwürfelchen, olfaktorisch an Ammoniak. Aber hat man die Häppchen unter Ausschaltung sämtlicher Instinkte erst einmal im Mund, schmecken sie gar nicht schlecht – ein bisschen wie modrige Schillerlocke. Üblicherweise wird zu den Haiwürfeln brennivín serviert, isländischer Branntwein, als Verdauungstrunk hilfreich und ausgesprochen scharf. Die bekannteste Marke heißt denn auch „Schwarzer Tod“. Hakarl ist fermentierter Hai. Wegen des üblen Geruchs wird das Gericht in verschlossenen Gläsern serviert Quelle: AFP/Getty Images Auch Fleisch kommt in Island auf die Teller, und damit gehen die Herausforderungen weiter. So steht neben dem Papageitaucher irritierenderweise einer der größten Sympathieträger der Tierwelt auf Islands Speiseplan: Wal, meist gebraten als Steak rare, medium oder well done. Liste Der Städte In Island![]() Natürlich wirft ein Wal im Lokal sogleich ethische Fragen auf. Rechtlich ist die Lage nicht so einfach. Die Isländer haben die seit Jahrzehnten international greifenden Maßnahmen zum Schutz von Walen immer wieder umgangen. So wird zum Teil „wissenschaftlicher Walfang“ betrieben, das Fleisch landet trotzdem auf dem Teller. Wal ist fast nur noch ein Touristengag Island ist zwar Mitglied der Internationalen Walfangkommission, die kommerzielle Walfangaktivitäten verbietet. Gegen dieses Moratorium hat die Regierung aber Vorbehalte angemeldet, weshalb es aus isländischer Sicht im Land nicht gilt, deshalb ist es dort absurderweise legal, Wale zu jagen, zu töten, zu kochen und zu vertilgen.
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March 2019
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